Island im Winter – Teil 2 Fotospots
Die Auswahl und Festlegung der Spots die man während einer Island im Winter Fotoreise besuchen und natürlich auch fotografieren möchte ist meist ein recht aufwändiges Unterfangen.
Gerade auch für Island gilt das ganz besonders, nicht nur daß es unzählige Top-Spots gibt ist ein Kriterium sondern auch die lokalen Umstände wie verfügbare Übernachtungsmöglichkeiten in der Nähe oder auch die Erreichbarkeit.
Da ich mich dieses mal für die kalte Jahreszeit entschieden hatte erleichterte die Wahl dann etwas da im Winter der nördliche Teil für Selbstreisende Touristen quasi tabu ist oder es sein sollte, es ist einfach zu unwägbar und schlicht auch gefährlich. Das Wetter kann in Island ganzjährig durchaus sehr tückisch und auch extrem wechselhaft sein, innerhalb weniger Stunden kann man total unterschiedlichen Wetterbedingungen ausgesetzt sein.
Und im Winter gehören da eben auch heftige Winde, sogar ausgeprägte Stürme (speziell auch Schneestürme) dazu.
Also war durch die Fixierung auf den Süden der Insel die Vorauswahl möglicher Fotospots bereits vorgegeben, die dann machbare Anzahl ergibt sich dann fast schon automatisch einmal durch die Länge der Reise und dann auch durch eine Gewichtung von besonderen Spots für die man dann auch Ersatzzeiträume vorhalten möchte falls am vorgesehenen Tag das Wetter mal gar nicht mitspielt.
Von insgesamt 8 Tagen Reisedauer blieben dann netto 5 volle Tage für die Fotografie, den ersten Tag nahm die Anreise mit Flug und Fahrt zum ersten Hotel weg, am vorletzten Tag stand die Rückfahrt über Landstraßen zum Hotel am Flughafen mit rund 400 km auf dem Plan, da blieb auf dem Rückweg kaum mal ein paar Minuten um vielleicht mal einen Wasserfall kurz zu besuchen der direkt an der Strasse lag. Der letzte tag war dann nur noch Heimflug am frühen Morgen.
Also war die Aufgabe in diese 5 Tage möglichst alle die mir wichtigen Spots reinzupacken.
Wichtig waren mir dabei der schwarze Strand rund um Reynisfjara bei Vik, der Diamond Beach mit den wunderschönen Eisbrocken die am Strand liegen und das mächtige Vestrahorn. Nachts natürlich möglichst tolle Nordlichter die jedoch meist ortsunabhängig zu sehen sind.
Dazu habe ich mir den einen oder anderen Wasserfall noch ausgesucht die mehr oder weniger direkt an der Fahrstrecke liegen, der große Gullfoss bedeutete dabei einen nicht unerheblichen Umweg und war dann auch der Start.
Vom Gullfoss ergab sich fast automatisch die Streckenführung entlang der Ringstraße, Endpunkt sollte dann das Vestrahorn darstellen.
Alle anderen Spots lagen dann mehr oder weniger direkt auf dem Weg dorthin.
Im folgenden gehe ich auf die einzelnen, von mir ausgewählten Spots in der Reihenfolge wie ich sie besucht habe ein.
Gullfoss (Tag 2)
Um es vorweg gleich zu sagen, für meinen Geschmack lohnen sich die tollen Wasserfälle fotografisch gesehen im Winter eher nicht, alle Bilder die ich davon gemacht habe fand ich relativ langweilig oder unspektakulär, die Farben des Sommers fehlen einfach. Schnee oder grau/schwarze Landschaft und das viele Wasser konnten mich nicht wirklich begeistern, wohlgemerkt für anspruchsvolle Landschaftsfotografien.
Es ist trotzdem als Tourist toll anzusehen da allein deren Größe sehr imposant ist, man fühlt geradezu die enorme Kraft und Energie dieser Naturgewalt.
Die Anfahrt am Abend zum Gullfoss war schon recht abenteuerlich da ein heftiger Sturm wütete und es daher fast ununterbrochen Schneeverwehungen auf der Straße gab, die Sicht auf der Straße war teilweise deutlich unter 10m und so dauerte die Fahrt dann auch gut etwas über 3 Std. für die 150km Strecke.
Der starke Wind sollte übrigens bis zum nächsten Abend andauern, in Vik wurden sogar Windgeschwindigkeiten bis 200km/h gemessen, einige Telefon- und Strommasten kippten um, natürlich fiel dann Strom und Telefon aus. Die Isländer nehmen das gelassen da dies nichts ungewöhnliches ist.
Mein Hotel lag in Hörweite des Gullfoss und nannte sich auch so:-)
Im Teil 1 hatte ich ja bereits darüber berichtet, sehr nettes Personal, sehr ordentliche Zimmer, extrem leckeres Essen und perfekte Lage wenn man zum Gullfoss möchte.
Am Morgen nach dem sehr reichlichen und ebenso leckeren Frühstück gings dann auch zum Wasserfall, ein großer Parkplatz mit einer Art Raststätte begrüßt einen.
Von dort geht es einen kurzen, teilweise stark vereisten Weg zu einem Aussichtspunkt von dem man den kompletten, riesigen Wasserfall überblicken kann.
Von dort aus kann man dann etwas näher zum Wasserfall entlang der Bergkante gehen,
Geht man wieder zurück kann man auf ca. halbem Weg die Treppen hinunter gehen und kommt ein/zwei Stockwerke tiefer zum unteren Parkplatz der direkt an den Wasserfall grenzt.
Man blickt dann mehr von unten auf den Wasserfall, beim oberen Weg dagegen deutlich von oberhalb der Wasserkante.
Leider kann man im Winter den Weg der einen ganz nahe an den Wasserfall bringt nicht nutzen da er aus Sicherheitsgründen gesperrt ist. Die Gischt die recht weit um den Wasserfall sich ausbreitet sorgt für total vereiste Flächen, davon ist auch dieser Weg betroffen.
Im Sommer kann dies sicher erfrischend sein.
Für einen Fotografen trotzdem schwierig da sich die Gischt ja auch sofort am Objektiv bemerkbar macht.
Mich hat der Gullfoss sehr beeindruckt, allein die Größe und die Menge an Wasser die da unter lautem Getöse runter fließt ist wirklich enorm.
Das ist Naturgewalt pur, weitab von jeglicher Zivilisation.
Fotografisch konnte ich mit dem Gullfoss im Winter recht wenig anfangen, zudem auch für mich selbst die Wetterbedingungen an diesem Tag extrem ungewohnt und behindernd waren. Schließlich war ich kurze Zeit davor noch 3 Wochen im sehr warmen Florida (tagsüber 28 Grad).
Am gewöhnungsbedürftigsten war für mich dann der extrem starke Wind der auch oft sehr böig war, oft mußte ich mich am Geländer festhalten, das Stativ konnte man nicht einfach stehen lassen, es wurde umgeweht.
Mit der Kälte kam ich dank der sehr guten (und leider auch sehr teuren) Funktionskleidung sehr gut zurecht, zwar eingepackt wie am Nordpol und manchmal nur noch kleinem Sehschlitz im Gesicht aber das ging besser als erwartet.
Anders leider die Suche nach einem guten Standort der vernünftige Landschaftsaufnahmen von diesem imposanten Wasserfall erlauben würde, der geeignetste Standort war gesperrt und für die anderen Standorte war die Tageszeit (am Morgen) nicht ideal oder sogar schlecht, die Sonne stand da einfach falsch. Gut oder etwas besser wäre zum Sonnenuntergang gewesen.
Dazu eben auch viel grau in grau oder zu viel recht langweilige Schneeflächen.
Zwar habe ich mir durchaus viel Zeit für den Gullfoss genommen, zufrieden war ich aus Fotografensicht jedoch nicht.
Als Tourist war ich dennoch sehr beeindruckt, ein Wasserfall in dieser enormen Größe ist wirklich ein ganz besonderes Naturschauspiel.
Im Winter würde ich mir den weiten Weg zum Gullfoss zukünftig sparen, im Sommer jedoch nochmals gerne wiederkommen wenn etwas mehr Farben und andere Standorte möglich sind.
Brúarfoss (Tag 2)
Als zweiten Wasserfall an diesem Tag hatte ich den Brúarfoss auf dem Plan der nicht weit vom Gullfoss entfernt liegt.
Leider hatte ich da aber Pech da die Anfahrtsstraße gesperrt war und ein sehr weiter Umweg zu Fuß notwendig gewesen wäre um den Spot zu erreichen, was zeitlich auch nicht machbar war um noch rechtzeitig am Abend bei der nächsten Übernachtungsmöglichkeit (Hvoll Cottages) zu sein.
Der Brúarfoss gilt als der blaueste Wasserfall Islands, deswegen landete er auch auf der liste meiner Spots die ich fotografieren wollte. Nach der Erfahrung mit dem Gullfoss war die Enttäuschung wegen der gesperrten Straße jedoch nicht so groß, auch hier muß man besser im Sommer kommen.
Anschließend lag noch die Fahrt zu den Hvoll Cottages nahe Vik vor mir, auf dem Weg dorthin hatte ich ursprünglich noch 2 Geysire vorgesehen an denen ich mehr oder weniger direkt daran vorbeigefahren bin.
Nachdem ich den ersten erreicht hatte und schon bevor ich das Auto parken konnte die ca. 20 Touristenbusse erblickte schwante mir Böses, gefühlt halb Peking bevölkerte die Geysire, eigentlich war davon außer dem Schwefelgeruch und dem manchmal warmen Dampf der aufstieg nichts mehr zu sehen:-)
Da ich nicht auf chinesische People-Fotografie spezialisiert bin entschied ich mich sofort weiter zu fahren, was absolut die richtige Entscheidung war.
Aber es gab mir auch einen Vorgeschmack was mich noch erwarten würde.
Reynisfjara Beach
Nachdem ich kurz bei den Hvoll Cottages für die nächsten beiden Nächte eingecheckt habe bin ich direkt zum Reynisfjara Beach gefahren der nur wenige Kilometer entfernt lag.
Am Ende der Einbahnstraße ist ein Parkplatz der für die Besucher des Reynisfjara Beach vorgesehen ist, dabei auch ein Cafe und öffentliche Toiletten (Achtung: bezahlen nur mit Kreditkarte möglich).
Man parkt quasi am Strand, ein paar Meter zu Fuß und man ist am gefährlichsten Strand der Welt.
Ich glaube ich bin gut 5 Minuten nur dagestanden und habe mir das Schauspiel angeschaut bevor ich dann zum Strand gelaufen bin, wieder viele Touristen-Busse und Unmengen von sehr interessant gekleideten Chinesen die entweder zum Strand gehen oder zurück kommen.
Ein wenig bin ich mir vorgekommen wie im Sommer an einem der überbevölkerten Mittelmeerstränden, nur daß hier keine Überzahl von Deutschen unterwegs war sondern Smartphone bewaffnete Chinesen in Dreiviertelhosen und Nike-Sneakern. Ein paar wenige hatten aber wenigstens eine leichte Jacke dabei.
Also es es herrschte zu der Zeit ein Wind der in Deutschland als heftiger Sturm durchgehen würde, die Temperatur war ungefähr minus 6 Grad, durch den Wind gefühlt wie minus 15 Grad.
Gleiches gilt für die Versicherungen, man sollte darauf achten daß man Vollkasko OHNE oder mit geringem Selbstbehalt abgeschlossen hat, Standard ist oft ein Selbstbehalt von ca. 2500-3000 EUR.
Nicht alle Vermieter bieten das an.
Ebenfalls sehr empfehlenswert ist die zusätzliche Versicherung für Lack- und Glasschäden die oftmals bei der Vollkasko ausgeklammert sind oder eben im hohen Selbstbehalt untergehen.
Gerade Windschutzscheiben sind sehr gefährdet, auch mir sind mehrfach größere Steine entgegen geflogen, sei es vom vorausfahrenden oder auch entgegenkommenden Fahrzeug. Island hat sehr viele lose Steine auf den Fahrbahnen, die Straßenbeläge sind oft ähnlich einer leicht geteerten und befestigten Schotterpiste.
Um auch genügend Platz im Wagen zu haben wählte ich einen Skoda Octavia Kombi 4×4 mit Dieselmotor, eigentlich wäre mir ja ein großer Geländewagen lieber gewesen, diese sind aber in Island quasi nicht zu bekommen. Oder sie sind quasi unbezahlbar.
Wer nicht soviel Platz beansprucht kann natürlich die kleineren SUV´s wie Suzuki Vitara oder Dacia Duster nehmen, wichtig ist daß sie auch Allradantrieb haben.
Einen sparsamen Diesel zu fahren ist dabei nicht verkehrt da der Kraftstoff in Island sogar noch einiges teurer ist als hier in Deutschland.
Für mich optimal war das Angebot von Hertz nachdem ich lange verglichen hatte, zum einen da sie den ausreichend großen Octavia Kombi als Allrad im Angebot hatten und die Option den Selbstbehalt auf 200 EUR zu reduzieren, das alles für einen noch fairen Betrag. Ansonsten miete ich meine Fahrzeuge eher bei Alamo, die in Island für mich jedoch kein passendes Angebot hatten.
Für 7 Miettage habe ich letztlich ca. 650 EUR incl. aller Versicherungen und Selbstbehaltreduzierung bezahlt, der wirklich guten und schnellen Kundenservice inklusive:-)
Zu meinen kommenden Workshops geht es hier: Workshops Marker92 Photography
Fotoreise Island Golden Circle und der Süden :Fotoreise Golden Circle und Islands Süden
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