Servus Garmisch-Partenkirchen („pfiat eahna“ auf bayrisch)
Seit einigen Jahren habe ich nun einige Fotoworkshops und auch ExplorerDays in und um Garmisch-Partenkirchen veranstaltet.
Dabei wechselnde Spots ins Programm aufgenommen, auch welche die eine etwas weitere Anfahrt von Garmisch aus hatten, als Beispiel wäre der Plansee in Tirol genannt.
Mehrfach auch für bedeutende Kamerahersteller wie z.B. Phase One.
Damit ist jetzt wohl Ende, genauer gesagt gibt es noch einen allerletzten Termin im April und danach ist voraussichtlich Schluß.
Warum?
Garmisch-Partenkirchen war vor einigen Jahren die erste Location an denen ich die damals neu gegründeten ExplorerDays gestartet habe, ein Format das enorm erfolgreich ist und den Spagat zwischen klassischem Foto-Workshop und der Abenteuerfotografie schließt.
Immer etwas anspruchsvoller, mehr Action, ein wenig mehr körperliche Fitness erfordernd, mehr Unbekanntes und Neues.
Seither bin ich immer wieder mit den klassischen Workshops nach Garmisch zurückgekehrt, einfach weil es dort tolle Spots in naher Umgebung gibt, kurze Wege, wenig Fahrtzeiten.
Und eine tolle Natur mit Seen, Bergen und abwechslungsreichen Landschaften.
Jedoch schon bei den ersten ExplorerDays war es mir etwas ein Dorn im Auge daß in der Zugspitzregion die Situation mit Übernachtungsmöglichkeiten und Gastronomie etwas anders war als ich das von den anderen Locations (z.B. Allgäu/Oberbayern/Tirol/Schwarzwald usw.) gewohnt war.
Trotz diesen Eindrucks habe ich Jahr für Jahr 2-3 Workshops in der Region Garmisch abgehalten, immer tolle Foto-Spots, immer eine beeindruckende Landschaft.
Leider aber auch immer wieder eher unschöne Erlebnisse und ein tendenziell negatives Feedback der Teilnehmer in Bezug auf Dritt-Leistungen wie Übernachtung/Gastronomie/Parkgebühren usw.
Zum größten Teil mußte ich diese Punkte aus eigener Erfahrung leider bestätigen.
Diese Woche Montag (6.2.) kam nun ein weiteres „Späßchen“ dazu, vom Bayerischen Staatsforst bekam ich eine Mail, anonyme Anrede, keinerlei konkreten Bezug zu mir im folgenden Inhalt und vermutlich ein Standardtext der auch an weitere Workshopanbieter oder Veranstalter per Copy and Paste verschickt wurde.
Mir kam diese Mail zunächst wie eine dieser Massenmails von Spamversendern oder den berüchtigten Abmahnanwälten vor, war auch dabei diese zu löschen da ich es von der Aufmachung her offensichtlich für einen unseriösen Versuch hielt mir ein paar Euros für nichts aus der Tasche zu locken.
Da ich dann doch kleinere Zweifel hatte wollte ich der Sache auf den Grund gehen und habe beim Absender angerufen, den Bayerischen Staatsforsten, Forstbetrieb Oberammergau.
Eine nette Dame hat mir dann freundlich erklärt daß dies schon echt wäre, hat mir das Thema um das es geht nochmals ausführlich erläutert.
Da sie selbst nicht die zuständige Sachbearbeiterin wäre würde sie meine Nachfrage weiterleiten, stellte in Aussicht daß dies bei kleineren Veranstaltungen die Natur/Wald/Tierwelt etc. nicht merklich tangieren vermutlich keine große Sache mit der Beantragung/Genehmigung wäre und die Entgelte auch nicht so hoch wären, ggf. sogar ganz darauf verzichtet werden könnte.
Wichtig dabei war daß ich nun auch erfuhr um welche Gebiete denn es überhaupt geht, was der Anlaß für dieses Anschreiben war.
Es geht um den Rundweg am Eibsee welcher sich auf dem Grund der Bayerischen Staatsforsten befindet, der See selbst ist in Privatbesitz. Und um das Seeufer, ebenfalls auf Grund des Bayerischen Staatsforstes.
Tatsächlich bin ich ab und an mit Teilnehmern des Workshops in der Zugspitzregion auch am Eibsee, je nach Wetterlage wird das stets kurzfristig entschieden. Oft haben wir diesen Spot aber auch ausgelassen.
Soweit so gut dachte ich, bedankte mich für das freundliche Telefongespräch.
Da ich nun wußte daß die betreffende Mail einen ernsthaften Grund hat begann ich zu überlegen was dies nun bedeutet.
Mitte April ist der nächste Workshop in dieser Region geplant und auch nahezu ausgebucht, die Teilnehmer bereits angeschrieben und der Teilnahme-Preis final fixiert.
Da ist nichts mehr zu änderbar.
Nun, um was ging es denn konkret in der besagten Mail:
Man verlangt daß man für jegliche Workshops/Veranstaltungen/Events einen Antrag auf Genehmigung stellt und dann einen entgeltlichen Nutzungsvertrag bekommt.
Soweit mal ok, wir nutzen ja lediglich auf ca. 400m Länge den öffentlichen Rundweg entlang des Eibsees falls dieser Spot während eines Workshops genutzt wird.
Aber wenn man dann weiterliest und sieht was da alles anzugeben ist dann verfällt man zwangsläufig in ein kleines Schmunzeln.
- Ablauf mit genauen Zeiten
- Teilnahmegebühr
- mit wie vielen Fahrzeugen kommen wir
- wo sind wir mit diesen Fahrzeugen
- das Kennzeichen der Fahrzeuge !!!
- Fläche inkl. Flurnummern !!!
- Handynummer der Ansprechpartner vor Ort (Anmerkung: i.d.R. private Handys)
- Genehmigungen von anderen Stellen eingeholt evtl. Naturschutzgebiet (Landratsamt / Naturschutzbehörde), BZB (Bayerische Zugspitzbahn)
Sorry, ich werde die Workshopteilnehmer nicht mindestens 14 Tage vor dem Termin abfragen mit welchem Auto sie kommen und was für ein Kennzeichen dieses Auto hat.
Genausowenig werde ich das städtische Liegenschaftsamt anrufen um die Flurnummern der Fotospots die wir evtl. planen (je nach Wetterlage sind das einige alternativ) zu erfragen (diese Auskunft kostet sogar eine Gebühr und muß begründet sein).
Davon abgesehen darf ich Daten die das Kfz-Kennzeichen nicht einfach erfragen und an Dritte weitergeben ohne daß ich vorher eine Datenschutzvereinbarung mit dem Workshopteilnehmer abschließe und er zustimmt daß ich seine Daten weitergeben darf.
Nochmals, wir gehen ca. 400-500 m einen öffentlichen Weg entlang den jeden Tag Hunderte Touristen von ebenfalls gewerblich veranstalteten Reisen auch entlang gehen (so wie wir) und exakt nur dafür benötigen wir das oben beschriebene Prozedere.
Wird das von den Veranstaltern dieser Reisen mit Hunderten Touristen pro Tag ebenfalls verlangt?
Nur weil wir da zu Fuß auf einem öffentlichen Weg gehen, nicht weil wir fotografieren oder Bildrechte das Thema wären?
Oder wird das nur von Natur- und Landschaftsfotografen verlangt?
Ok die vielen Touristen aus aller Herren Länder kommen also im Rahmen einer gewerblichen Veranstaltung, die müssen aber vermutlich nichts beantragen oder bezahlen.
Und wie sieht es mit den lokalen Veranstaltern (geführte Wanderungen, Yoga usw.) aus?
Ein Kollege von mir hat sich die Zeit genommen dies zu recherchieren da auch er von den Bayerischen Staatsforsten angeschrieben wurde, er hat jedoch (außer anderen Fotografen) von keinem anderen Veranstalter einen Hinweis bekommen daß er diesbezüglich eine Nachricht des Bayerischen Staatsforstes bekommen hätte, weder von regionalen noch überörtlichen Anbietern.
Deshalb bleibt derzeit nur eins: Servus Garmisch.
Im doppelten Sinne, im bayerischen Sprachraum benutzt man ja teilweise „Servus“ als Begrüßung und auch als Verabschiedung.
Es gibt noch einen letzten Workshop in der Region Garmisch im April, dieser ist nahezu ausverkauft und allein deswegen möchte ich den auch nicht absagen, die Teilnehmer freuen sich bereits darauf.
Wir werden nochmals ein tolles Workshop-Wochenende erleben, ohne während des laufenden Workshops auch nur einen Fuß auf Grund und Boden des Bayerischen Staatsforstes zu setzen.
Gleichzeitig werde ich die Workshopzeiten anpassen, am Morgen deutlich später erst nach dem Frühstück beginnen und am Nachmittag sehr rechtzeitig vor dem Sonnenuntergang wieder aufhören.
So haben die Teilnehmer ausreichend Zeit vor oder nach den Workshopzeiten ganz privat und ungezwungen, ohne erforderliche Genehmigung und ohne Entgelt alle die Foto-Spots zu besuchen die sie individuell für interessant halten.
Von meiner Seite aus wird da jedoch nichts organisiert oder vorgegeben, das darf jeder für sich selbst entscheiden was er dann macht.
Da ich dann ebenfalls freie Zeit habe könnte ich das so ganz als Privatmann und Hobbyknipser ebenfalls machen, so wie es die vielen chinesischen Touristen auch:-) Möglicherweise genieße ich die freie Zeit jedoch ganz ohne Fotografie.
Und danach heißt es wirklich „Servus“ zu sagen wenn es zukünftig bei dieser Art und Weise des Verlangens des Bayerischen Staatsforstes bleibt, die kommenden Workshops finden dann anstatt in der Region Garmisch fortan in Tirol in der Region um den Plansee statt, die dort ansässigen Hotels und Restaurants freuen sich über unsere Buchungen.
Ok, in Garmisch werden sie uns sicher nicht unbedingt vermissen, es gibt ja noch mehr als genug andere Touristen die den ganz besonderen Charme rund um Garmisch in den Bayerischen Staatsforsten erleben wollen.